Denk ich an Böhmen ...
dann denke ich an Böhmerwald, Glasproduktion und Teigwaren (o.k. ich weiß, es ist sehr einseitig).
Allerdings denke ich auch an den Schmuggel. Zwischen Bayern und Böhmen wurde so viel geschmuggelt, daß dieser von den
eingesetzten Beamten nicht effektiv bekämpft werden konnte. Hauptsächlich waren es Rindviecher, also Ochsen
und Kühe, sowie Zigaretten und auch Stoffe, die den Paschern Geld brachten. Die Bevölkerung war recht arm und - wie in anderen Gegenden, wie dem Loch im Westen auch - mußte den Lebensunterhalt dann zusätzlich mit dem Schmuggel bestreiten (was allerdings hauptsächlich für die "Grenzbevölkerung" möglich war).
Deutsch-Böhmische Grenze bei Seidenberg O.-L. |
Diese beschauliche Szene erinnert nicht an
die Patroillen durch die Berge, die bei "Wind und Wetter" nach den
Schmugglerkolonnen Ausschau hielten. Die beiden hier abgebildeten Karten, die
vermutlich aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg stammen, zeigen den Übergang
bei Seidenberg O.-L. von beiden Seiten in einer ruhigen, beschaulichen Art.
Falls jemand näheres über diese Karten sagen kann (z.B. Entstehungszeitraum), wäre ich über eine entsprechende
Mail dankbar.
Deutsch-Böhmische Grenze bei Seidenberg O.-L. |
Für die Taktik der Grenzbeamten gibt die folgende Karte "Sächs.-Böhm. Schweiz // Spähposten an der Grenzstraße" ein gutes Beispiel. Nicht nur, daß hier ein Grenzaufseher getarnt hinter einem versteckten Unterstand nach Schmugglern Ausschau hält. Bei genauerer Betrachtung wird deutlich, daß ein zweiter Beamter da sein muß (man beachte die 2. Dienstmütze und die Blankwaffe, die am Unterstand angelehnt ist.
Sächs.-Böhm. Schweiz // Spähposten an der Grenzstraße Vergrößerung durch Anwahl des Bildes |
Da stellt sich die Frage, ob der 2. Beamte als Beweismittel die Fotos machen sollte - oder ob dieses Foto - wie einige andere aus dieser Zeit - nur gemogelt ist.
Ehrlicherweise muß man aber sagen, daß vergleichbare Unterstände noch aus den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts bekannt sind.
Das Zöllnerleben kann aber auch romantisch sein, wie das Bild dieses Märchenzollamtes zeigt.
Deutsches Zollamt |
Diese Karte hat auf der Rückseite noch den Hinweis, daß dieses Zollamt in Bad Elster an der tschecho-slowakischen Grenze lag. Sie wurde 1938 verschickt. Im Gegensatz zu dem "Märchenzollamt", das scheinbare Ruhe ausstrahlt, weist der Inhalt Brisanz auf.
Eine Patientin einer Klinik wollte nach der Rückkehr "von den Greueltaten der Türken u. Tschechen" berichten. Sie hatte wohl ständig über die Grenze geflohene Deutsche gesehen, die übel zugerichtet worden waren.
Es wäre interessant zu erfahren, ob auf der anderen Seite und in die Gegenrichtung ähnliche Beobachtungen gemacht wurden. Angeblich sollen über dieses Amt häufig tschechische Beamte und andere Überläufer um Aufnahme in Deutschland nachgesucht haben.