Zoll-Karte Mai 2002


Wohnidylle an der böhmischen Grenze
Königl. Preuß. Zollamt zu Hartmannsdorf (Beamtenhaus der Grenzaufseher)

Beamtenhaus der Grenzaufseher in Hartmannsdorf

Einen Gruß aus Hartmannsdorf bei Wünschendorf in Böhmen versandte hier ein Vater an seinen Sohn in Dresden.

Diese Karte zeigt ein Zollamt und ein in der damaligen Zeit vermutlich typisches Beamtenhaus. Das Beamtenhaus der Grenzaufseher ist das unten dargestellte Gebäude. Hier wurde sowohl von der Vorder- als auch von der Rückseite das Haus fotografiert. Hierzu muß man wissen, daß die Grenzaufseher in der damaligen Zeit die sogenannte "Residenzpflicht" hatten . Das bedeutete, daß jeder Grenzsaufsichtsbeamte an seiner Dienststelle auch wohnen mußte. Die Dienstpläne wurden so erstellt, daß man erst bei Beendigung seiner Streife erfuhr, wann und wo die nächste Streife zu absolvieren war.

Da dies sich sogar kurzfristig ändern konnte, mußte jeder Grenzaufseher sofort erreichbar sein (diese Regelung ist heutzutage trotz Handyzeitalter undenkbar). Eine weitere Folge hieraus war, daß natürlich - neben den Junggesellen auch die verheirateten Beamten hier wohnen mußten. Die Junggesellen lebten in einer "Wohngemeinschaft" (Kommune) und wurden von einer Haushälterin bekocht.

Eine weitere heute undenkbare Vorschrift besagte, daß auf jeder Grenzaufsichtsstelle nur eine bestimmte Anzahl von verheirateten Grenzaufsehern leben durften. Daher mußte man sich die Heirat auch vorher genehmigen lassen und gegebenenfalls sich wegbewerben.

Das zweite Motiv dieser Karte ist das Zollamt.

Vor diesem Gebäude steht auch der oben gezeigte Grenzaufseher. Ob dieser wohl den Fotografen bestellt hat? Ich vermute, daß es sich um einen etwas höhergestellten Beamten handelt, da er in dieser Form und ohne andere Kollegen zu sehen ist.

Doch wer weiß? Vielleicht hat der Fotograf auch nur so lange gewartet, bis er genau dieses Motiv im Kasten hatte?