Karabiner / Kavalleriekarabiner M/71

Nach dem Friedensschluß von 1871 kam im deutschen Reich eine einheitliche Bewaffnung auf. Preußen hatte das Zündnadelgewehr überlebt und man war sich klar, daß man ein leistungsfähiges Gewehr einführen mußte.

Die verschiedensten Konstruktionen boten sich an. Von den vorgelegten Modellen wurde dann die Mauserkonstruktion gewählt, die eine nach dem Stand der damaligen Technik unvergleichbar gute Waffe darstellte. Es handelte sich um das Mausergewehr 71. Mit diesem Gewehr wurde in Deutschland auch die Metallpatrone eingeführt, welches einen gewaltigen Fortschritt darstellte.

Ein Vorteil der Waffe bestand auch darin, daß der Zylinderverschluß das Einschieben der Patronen in den Lauf von selbst regelte und die Patrone nicht von Hand in den Lauf gedrückt werden mußte. Der König von Preußen verfügte am 6.3.1873 die Fertigung eines Karabiners, dem Infanteriegewehr 71 entsprechend, welcher u.a. an die Kavallerie-Regimenter auszuliefern war. Die Konstrukteure der Gewehr-Prüfungs-Kommission legten 1875 die vorläufigen Direktiven für den künftigen Karabiner fest. Diese Waffe wurde im Mai 1875 angenommen.

Während die Karabiner M/71 ab 1892 aus der deutschen Heeresbewaffnung verschwanden und durch die Karabiner 88 ersetzt wurden, wurde in der Reichszollverwaltung diese Waffe mit dem Infanterieseitengewehr M 71/84 noch bis 1914 - von Grenzaufsehern zu Fuß - getragen. Der Karabiner M/71 wurde in diesem Zeitraum von den Mehrladepistolen abgelöst

Einen Ausschnitt aus einer Gewerkschaftszeitung des Jahres 1908 möchte ich an dieser Stelle kommentarlos zitieren:

"Sicherlich, so möchten wir hinzufügen, hätten die beiden Beamten, wenn Sie eine bessere Bewaffnung (Mehrladepistole gehabt hätten, noch mehr Erfolge erzielt. Doch mit dem gegenwärtigen Karabiner (M 71) läßt sich für den Augenblick nur immer ein Schuß abgeben, und zum Laden vergeht dann wieder so viel Zeit, daß die Schmuggler flüchten und ihr geschwärztes Vieh in Sicherheit bringen können."

Abdruck des o.g. Zitats in der Gewerkschaftszeitung
Gewerkschaftszeitung aus dem Jahr 1908

Was war geschehen?
Zwei Klingenthaler Grenzbeamte hatten Viehschmuggler beim Transport von Ochsen überrascht. Die Pascher (Schmuggler) flüchteten. Dabei wurde ein Tier durch einen Schuß getötet und von den Grenzbeamten beschlagnahmt.
Die Grenzaufseher erhofften durch eine Neubewaffnung, daß solche Schwierigkeiten, die wegen der zu langsamen Schußfolge bestanden, abgestellt werden könnten.

Technische Daten:

Kaliber 11 mm (Patrone M 71 und M 71/84)
Gesamtlänge 1000 mm
Lauflänge 485 mm
Gewicht 3470 g
1-schüssig